16/06/2008 (Note : 7-8/10)
Akphaezya - Anthology II
Die 2002 gegründete französische Band Akphaezya hat sich einiges vorgenommen!
"Anthology II" stammt ursprünglich aus dem Jahr 2004 und 2006 nahm das Quartett die Masche nochmals auf, um das Album in einer neuen, anderen Version einzuspielen.
Es sollen, in lockerer Folge, insgesamt fünf Ausgaben von dieser Sammlung geben und mit vorliegender Platte setzten die drei Männer und Nehl Aëlin schon Maßstäbe!
Dem Konserven-Konsumenten macht es Akphaezya nicht einfach, denn die knapp 50 Minuten streifen alles Mögliche im reichlich gefüllten Gemüsegarten der Musik.
Abgründiger Metal mit tiefer gelegten Gitarren und growligem Gesang triff auf Jazz, Reggae, Klassik und Rock. Die Saat keimt in sphärischen sowie psychedelischen Sprösslingen und über allem schwebt eine hinreißende Stimme von Nehl Aëlin.
Zeitweise wird der musikalische Bogen derart gespannt, dass er in jedem Moment droht zu bersten. Stellenweise wandert man hart an der Grenze zur Kakofonie, um im nächsten Augenblick des Hörers Gehörgänge mit vertonter Entspannungscreme einzubalsamieren.
Double-Bass-Attacken treffen auf fette Hard Rock-Gitarren-Riffs, die dann ins metallische Beet wechseln und von einer Reggae-Rhythmik gesponsert werden.
Im Hintergrund erklingt ein klassisches Piano und die Aëlin singt von elfenhaft bis Tori Amos.
Gekreuzt wird das ganze noch mit männlichen Death-Growls.
Wenn man nun meint, ich hätte einen kurzen Abriss von "Anthology II" in Worte gefasst, ist man auf dem Holzweg: Der Steckbrief beschreibt lediglich den zweiten Track, "Chrysalis"!
Sauna und ein darauf folgendes kurzes Kaltbad passt auch, um "Antholoy II" zu beschrieben, denn nach "Chrysalis" folgt als Blutdruck-Senker "Beyond The Sky" mit akustischer Gitarre, herrlich melodischem Gesang und Piano. Eine Rhythmus-Abteilung ist quasi nicht vorhanden, denn nur der Bass spielt eine beiläufige Rolle. Im Laufe des Stücks wechselt der Gesang auf eine orientalische Hochebene, um dann in ein Intermezzo vom Land der aufgehenden Sonne überzugehen.
"Khamsin" wird von Keyboard-Teppichen unterlegt und hier hybridisieren Metal und Jazz. Diese Nehl Aëlin ist ein Stimmen-Wunder. Wie diese Frau singen kann, ist phänomenal, ja gewaltig.
Tendenz steigend: Das in "Khamsin" aufflackernde Jazz-Muster findet sich punktuell abermals in der Einleitung zu "Reflections" und metallische Riffs sowie Double-Basses queren immer wieder dieses Genre. Dann wird der Staffelstab an einen groovenden Part abgegeben und danach ist der Track durch ein Wechselspiel aus Jazz sowie Metal geprägt. Am Ende groovt es rhythmisch mit einem E-Gitarren-Solo, das zwischen rockiger Härte und Blues angesiedelt ist.
"Awake" ist ein feines Zwischenspiel aus sanfteren Gitarren-Klängen, die vom linken zum rechten Speaker wandern, temporär von perkussiven Elementen unterstützt.
Der folgende Track, "The Golden Vortex Of Kaltaz", wird in einem Teil, ich will ihn mal mit 'Avangarde-Klassik' umschreiben, eröffnet, um nach eineinhalb Minuten in eine dramatische, mit allen Zutaten einer herrlichen Metal-Breitseite vollgestopft, zu münden. Hier kommen die tollen Growls zu Stakkato-Gitarren wieder zum Zuge. Aëlin übernimmt den Gesangspart, von elfenhaften Backing Vocals begleitet. Immer wieder mischen sich Growls ins Geschehen ein. Heiß-eiskalt, eiskalt-heiß… .
Im Vergleich zum bisher Gehörten ist das zweitlängste Stück geradezu sphärische Schonkost für die Lauscher und das kurze "Stolen Tears" geht als balladesk durch.
"Trance: H.L.4" ist vokale Improvisation zu afro-amerikanischer Rhythmik. Hier wird über die gesamten zwei Minuten kein Wort gesungen, sondern mit Silben jongliert. Zum Teil werden die Stimmen verfremdet.
Das abschließende "The Bottle Of Lie" gießt abermals groovenden Jazz mit Latin-Flair aus. Allerdings kennt man die bis hierher gebotenen Überraschungen von Akphaezya. Es kommt noch extremer: Metal… Jazz… Reggae mit Blues-Gitarre und ganz am Ende, nach einer einminütigen Stille, wird gepredigt.
Mir liegt die Promo-Version vor und es ist nur zu wünschen, dass den Kaufexemplaren ein Booklet mit allen Texten beiliegt.
"Anthology II" ist nicht einfach mal so nebenbei genießen.
"Anthology II" fordert den Hörer aufgrund der Grenzwertigkeit.
"Anthology II" hat bei mir die Wirkung eines Appetitanregers und bekommt
Note : 7-8 von 10
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