25. Juli 2008
Akphaezya - Anthology II
Wer sein Debütalbum "Anthology II" betitelt, der macht es überdeutlich, dass hier Avantgarde geboten wird. In Verbindung mit dem Artwork und dem seltsamen Namen kann man nur etwas Anstrengendes, Bizarres erwarten. Und das ist es auch, verdammt noch mal. Denn die verrückten Franzosen AKPHAEZYA sind derart unberechenbar, dass der Kopf einige Male zu explodieren droht. Als würden NIGHTWISH bestialisch von MR BUNGLE vergewaltigt werden und ARCTURUS, THE GATHERING und ARCH ENEMY stehen nur da und schauen zu.
Entsprechend krank ist diese dreiviertel Stunde, verlangt einiges an Ausdauer, Sitzfleisch und guten Willen. Weil hier geht nichts wirklich ins Ohr, vor allem wenn die vier ins Jazzige abdriften, was recht oft passiert."Chrysalis", "Khamsin", "Reflections" und "The Bottle of Lie" sind dermaßen verrückt, dass man geradezu gezwungen wird, die Scheibe auszumachen, aber sie läuft wegen einer kruden Faszination doch weiter. Das liegt vor allem am unfassbaren Talent von Mike Patton Quasi-Schülerin und Sängerin Nehl Aëlin, die eine äußerst selbstironische Diva mit dickem Augenzwinkern darstellt, als tollen Gegenpart zu sich selbst viel zu ernst nehmende Starlets wie Tarja Turunen und Co, die auch gerne mal zu brüllen beginnt. Oder einen rituellen Drogentanz beginnt wie in "Trance: H.L.4".
Die gute Nehl kommt aber auch mit der zusätzlichen Belastung des Pianos sehr gut klar, virtuos und bizarr sind die Klavierpassagen, sehr jazzig und frei interpretiert. Oft kommt auch die klassische Ausbildung der Musikerin zum Vorschein, "The Golden Vortex of Kaltaz" etwa entstand klar in Anlehnung an Camille Saint-Saëns. Klar ist, hier sind keine Anfänger am Werk, auch die Gitarrenarbeit ist enorm anspruchsvoll, der Bass groovt, lässt aber auch oftmals viele technische Spielereien einfließen und das Drumming hält alles zusammen, ohne jedoch auf Details zu verzichten. Ganz groß sind AKPHAEZYA, wenn sie die Freakshow ein wenig beiseite lassen und ernsthafter agieren. Episch, soundtrack-like, mit viel Dynamik, orientalischen Harmonien und hymnischen Ausbrüchen. Oder gar gänzlich dezent, wie in "Beyond the Sky". Hier hört man auch, dass die Musiker wirklich an einer Vision feilen, was bei den anderen Passagen noch nicht immer deutlich wird.
Es ist absolut eindeutig: AKPHAEZYA stecken in einer Art musikalischer Pubertät und wollen ausprobieren, was nur geht. Klar, der Hörer dreht bei diesem Erlebnis durch, ebenso wie die Musiker an ihren Instrumenten. "Anthology II" ist gleichermaßen genial wie anstrengend, gleichermaßen mitreißend wie nervtötend. Liegt auch immer an der Tagesform. Fakt ist, wer sich die krudeste und unlogischste Mischung auf logische, homogene Art und Weise verbunden anhören kann, der sollte das Album testen. Auf jeden Fall muss man all das erstmal hören, bevor man es glauben kann.
(Veröffentlichungstermin: 25. Juli 2008
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